Die Börse wäre für Casinos Austria AG kein Glücksspiel
von Reinhard Göweil
Im fiktiven Wettbewerb „Das größte Geschwurbel in Presseaussendungen“ hätte die ÖBAG gute Chancen auf eine Top-Position. Eine Kostprobe: „Zentrale Fragestellungen für den Wirtschaftsstandort wurden im Syndikatsvertrag festgelegt. Im Sinne des heimischen Wirtschaftsstandorts wurden sowohl der Hauptsitz der Casinos Austria in Österreich als auch die Marke Casinos Austria AG für die Zukunft abgesichert. Das Steueraufkommen der CASAG in Österreich und die verantwortungsvolle Rolle im Sport- und Kulturbereich wurden ebenfalls vereinbart. Die ÖBAG erhält zudem das Recht, auch weiterhin die Leitungsfunktionen in Vorstand und Aufsichtsrat zu besetzen.“
Transparenz sieht anders aus, immerhin gehört die ÖBAG zu 100 Prozent der Republik Österreich. Im Klartext bedeutet es folgendes: Der tschechische Sazka-Konzern wird mit der Übernahme der Novomatic-Anteile 55,5 Prozent der Casinos Austria AG erreichen, dazu kommen die an die Tschechen gebundenen 5,3 Prozent des Grazer Wechselseitigen-Konzerns.
Die staatliche ÖBAG bleibt mit 33,2 Prozent beteiligt, verzichtet auf ihr Aufgriffsrecht und schloss mit Sazka einen Syndikatsvertrag.
Da die ÖBAG dem Vernehmen nach die Beteiligung an der Casinos Austria AG nicht abwerten muss, ist anzunehmen, dass es eine irgendeine Vereinbarung geben müsste, wie die ÖBAG ihren Anteil losschlagen kann – etwa über einen Börsegang. ÖBAG-Chef Thomas Schmid sprach von einer „langfristigen Option“, was ein Listing an der Wiener Börse betrifft. Die Indizien deuten darauf hin, dass es hier mit Sazka eine Vereinbarung geben könnte, Bestätigungen dafür gibt es nicht.
Dass – siehe Presseaussendung – das „Steueraufkommen“ der Casinos Austria vereinbart wurde, klingt ein bisschen keck. Dies ist gesetzlich über die Glückspielabgabe fixiert, zu vereinbaren gibt es da wenig.
Sazka hat sich nun offenbar bereit erklärt, in den kommenden 15 Jahren das „System Casinos Austria“ aufrecht zu erhalten. Über deren Tochter Lotterien GmbH. fließen jährlich 80 Millionen Euro in die Sportförderung, dazu kommen noch freiwillige Leistungen ans Österreichische Olympische Komitee, dazu Sponsorings im Kultur- und Sozialbereich. In Summe wird ein Betrag von 100 Millionen Euro nicht übertrieben sein.
Die Tschechen werden dies bis auf weiteres nicht in Frage stellen. Schön für Österreich, aber was hat Sazka davon?
Nun, mit der mehrheitlichen Übernahme kann Sazka die Casinos Austria in ihre Bilanz voll konsolidieren, das sind Spielerlöse von immerhin 4,5 Milliarden Euro. Sazka plant selbst einen Börsegang in London, denn der tschechische Lotterienkonzern ist auch in Italien, Zypern, Griechenland, Kroatien, Luxemburg aktiv. Etwa 16 Milliarden Euro werden über die Sazka-Beteiligungen jährlich verwettet.
Mit den Casinos Austria wird die 20-Milliarden-Euro-Marke geknackt, für die Börse ist diese schiere Menge eine „Story“, wie es so schön heißt.
Warum soll die Casinos Austria auch noch an die Börse gehen?
Hier hilft ein tieferer Blick ins Sazka-Reich. Die 1996 gegründete tschechische Gruppe, kontrolliert vom Unternehmer (früher hätte man gesagt Oligarch) Karel Komarek hat die griechische Lotterie OPAP gekauft und kontrolliert 72 Prozent. Die restlichen OPAP-Aktien notieren – noch – an der Athener Börse. Das wäre auch für die Casinos Austria denkbar, wenn die ÖBAG ihre 33 Prozent losschlagen will. Kommt halt drauf an, was im Syndikatsvertrag zwischen ÖBAG und Sazka steht. Aber, um Presseaussendungs-Geschwurbel zu bemühen: Geld wächst nicht auf den Bäumen und die Mehrheit hat Sazka sowieso.
Novomatic verkauft mit Gewinn
Der Glücksspielkonzern Novomatic, der 2016 an der Bundeswettbewerbsbehörde scheiterte, die Casinos Austria zu übernehmen, und es seither bei den 17 Prozent beließ, verkauft nun an Sazka, und wird dafür auch ein Kontrollprämie kassieren. Novomatic-Gründer und Eigentümer Johann Graf war dem Vernehmen nach schon recht irritiert um die Zores wegen der Casinos-Vorstandsbestellung von Herrn Sidlo. Das beschäftigt ja Staatsanwaltschaft und das Parlament in nächster Zeit. Auch bei Novomatic warf in der Folge der Vorstandschef Harald Neumann aus „familiären Gründen“ das Handtuch. Gleichzeitig ist der 73jährige Graf aber ein überaus kluger Geschäftsmann. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass Novomatic mit dem Verkauf der Casinos-Anteile an Sazka alle derzeit laufenden Rechtsstreitigkeiten mit Sazka bereinigt hat. Das internationale Glücksspielgeschäft ist hart, und die Anwaltshonorare für die Dutzenden Rechtsstreite kann Novomatic nun sparen. Die Spielbank gewinnt halt immer.