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Erstellt am 05.09.2019

150 Jahre Oberbank – der Kampf um Unabhängigkeit

von Reinhard Göweil

Die Regionalbanken blühen und gedeihen. Sie eröffnen Filialen, wo anderen Banken zusperren. Die Oberbank ist mittlerweile auch in Baden-Würtemberg, Sachsen, Bayern, Tschechien, Slowakei und Ungarn aktiv. 180 Filialen hat die Oberbank, mehr als die Bank Austria.

Franz Gasselsberger, ihr langjähriger Chef, beschreibt dies im Klub der Wirtschaftspublizisten so: „Wir haben eine Aufwand-Ertrags-Relation von 50 Prozent, damit sind wir überall wettbewerbsfähig.“ Vergleichbare Banken krebsen bei 70 bis 80 Prozent dahin. Die Oberbank hat hohes Know-how bei Firmenkunden, vor allem im mittelständischen Bereich und bei Immobilienfinanzierungen. Damit macht die Bank mit Sitz in Linz mittlerweile auch in der Bundeshauptstadt gute Geschäfte. 30 Filialen unterhält die Oberbank in Wien. „Unsere Aktienkurs steigt beständig, wir zahlen gute Dividende, wir expandieren. Was will man mehr“? Gute Frage.

Streit der Eigentümer

Das erfolgreiche Geschäftsmodell wird nämlich aktuell von Klagen des Großaktionärs Unicredit Bank Austria getrübt. Die ist der Meinung, dass die seit 1994 stattfindenden Kapitalerhöhungen, an denen die Bank Austria zuletzt nicht mehr mitzog, ein Karussell in Gang gesetzt haben, das Vermögen im Kreis schickte. So sind die drei Banken untereinander wechselseitig verflochten. Das begann schon 1984, als der damalige Oberbank-Chef Hermann Bell das Syndikat mit der Creditanstalt, die später in der Bank Austria aufging, kündigte. 1986 folgte der Börsegang, um die geplante – und mittlerweile auch durchgezogene – Expansion zu finanzieren.

Aktienkurs Oberbank

Modell „Generali 3Banken Holding AG“ sichert Mehrheit in Hauptversammlung

Heute kontrollieren sich die drei Regionalbanken mit Hilfe von Generali Versicherung und Wüstenrot quasi selbst. BKS-Chefin Herta Stockbauer ist etwa Aufsichtsratsvorsitzende der Oberbank. An der BTV (Bank für Tirol und Vorarlberg) wiederum halten Oberbank und BKS (Bank für Kärnten und Steiermark) gemeinsam 29 Prozent. Weitere 2,7 Prozent hält Wüstenrot, für die die drei Banken ein wesentlicher Vertriebspartner sind. 16 Prozent an der BTV hält die „Generali 3Banken Holding AG“. Der sonst eher rationale Gasselsberger wird bei dem Thema emotional: „Die Unabhängigkeit ist uns wichtig, sie ist für uns sinnstiftend und große Motivation für unsere Mitarbeiter.“ Die Frage ist nun, wie stark sind die Eigentümer, die diese Unabhängigkeit garantieren?

Die unbekannte OBK Genossenschaft

Denn um diese „Generali 3Banken Holding“ ist ein Rechtsstreit entbrannt. In dieser Aktiengesellschaft, die an allen drei Regionalbanken beteiligt ist, steckt nicht nur die Versicherung gleichen Namens drin.

Sie gehört vielmehr zu 49,3 der Generali Versicherung AG in Wien. Mit 49,2 Prozent sind allerdings wiederum die drei Regionalbanken daran beteiligt.

Und die fehlenden 1,5 Prozent hält eine „OBK Mitarbeiterbildungs- und Erholungsförderungs-Genossenschaft“. Die werden von der Bank Austria in der Klage dem Vernehmen nach als „Zünglein an der Waage“ bezeichnet. Diese OBK Genossenschaft kauft und verwaltet für Mitarbeiter Anteile an den Regionalbanken. Sie hat aber nichts mit der Mitarbeiterbeteiligung der Oberbank zu tun, die ihrerseits direkt vier Prozent an der Oberbank hält.

„Unsere Unabhängigkeit seit 35 Jahren ist sinnstiftend. Wir wollen nicht fremdbestimmt werden.“ (Franz Gasselsberger)

Die beiden „Genossenschafts-Chefs“ sind der aktuelle und der vorherige Betriebsrats-Vorsitzende der Oberbank. Die OBK wurde 2000 gegründet und hat ihren Sitz in der Oberbank-Zentrale in Linz.

Dass eine Aktienbank die Genossenschaftsform wählt, ist schon ein erstaunliches Konstrukt. Die Mitarbeiterbeteiligung der voestalpine beispielsweise ist in eine Stiftung eingebracht. Denn Genossenschaften unterliegen zusätzlich dem Genossenschaftsgesetz und benötigen einen Revisionsverband. Davon gibt es in Österreich zwei: Raiffeisen und die Volksbanken bzw. agrarische und gewerbliche Genossenschaften.

Die OBK Genossenschaft gehört zum gewerblichen Genossenschaftsverband ÖGV. Der überprüft regelmäßig die genossenschaftliche Grundsätze – wie bei den Volksbanken. Für die Aktien in der OBK gibt es eine Mindestbehaltedauer von sechs Jahren.

Warum dies so organisiert wurde, sagt Gasselsberger nicht. Zur Klage der Bank Austria gab es im Klub der Wirtschaftspublizisten überhaupt ein „no comment“.

Was will die Unicredit Bank Austria?

Der Oberbank-Chef wies aber darauf hin, dass die Konstruktion mehrfach geprüft worden ist, und für in Ordnung befunden. Es handele sich nicht um ein Ringelspiel von Kapital und die OBK sei völlig unabhängig. Die Vorgangsweise der Bank Austria-Vertreter in den Aufsichtsräten bezeichnete er als „Vertrauensbruch“. Sie seien schließlich dem Wohl der Gesellschaften verpflichtet.

Aktienkurs Bank für Kärnten und Steiermark

Gewinner kann es bei der Auseinandersetzung nicht geben

Genau das wird von der Bank Austria bestritten. Im Klartext geht es darum, dass die Bank Austria die Kapitalerhöhungen in Frage stellt, weil diese „Selbstbeteiligungen“ nicht herausgerechnet wurden. Möglicherweise sei anderen Aktionäre dadurch Vermögenszuwachs entzogen worden.

Aktienkurs Bank für Tirol und Vorarlberg

 

Und was will die Bank Austria mit ihren Klagen? Das weiß auch Franz Gasselsberger nicht. Die Bank Austria spricht von Gleichbehandlung aller Aktionäre, die Kontrolle über die drei Regionalbanken sei nicht das Ziel.

Am 9. Oktober geht der Klagsreigen vor Gericht los. Dauer: unbekannt. Kosten: immens.

Für die drei Regionalbanken steht einiges auf dem Spiel. Für die Unicredit Bank Austria aber auch, denn allein die Klagen haben ihr imagemäßig in der Branche nicht eben Pluspunkte gebracht.